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PG Am Weinstock Jesu – Wieder großes Interesse bei den Mitgliedern

Im Gasthaus am Zeiler Käppele trafen sich die Mitglieder des Zeiler Frauenbundes zu ihrem traditionellen Einkehrtag in der Fastenzeit. Referent war in diesem Jahr erstmals Studiendirektor i. R. Bernd Edrich aus Hassfurt - Wülflingen. Im Mittelpunkt des Tages stand das Frauenbild des Apostels Paulus. Einer der bekanntesten Sätze des Völkerapostels aus der Bibel lautet: „Die Frau schweige in der Kirche“. Eine Aussage, die den Völkerapostel eher frauenfeindlich erscheinen ließ. Anhand verschiedener Bibelübersetzungen arbeitete Bernd Edrich mit den Frauen heraus, dass Paulus alles andere als frauenfeindlich war. Der Referent schaute zunächst auf die Biographie des römischen Staatsbürgers mit jüdischer Ausbildung, der den Beruf des Sattlers und Zeltmachers ausübte. Die Beheimatung in den beiden Welten der römischen und jüdischen Tradition bildete die ideale Voraussetzung für seine Tätigkeit in der Glaubensweitergabe. Paulus kannte die 613 Gebote und Verbote, die es im Judentum gab, sehr genau. Galt er zu Beginn noch als gnadenloser Verfolger der Menschen, die den neuen Weg nach Christi Vorbild gingen, ging er nach seiner Bekehrung mit dem gleichen Eifer daran, die Frohbotschaft zu verkünden. Er wurde nicht müde, immer wieder herauszustellen, dass alle Menschen vor Gott gleich sind. „Christus hat euch von diesen ganzen Verboten befreit“, „Wir können uns Gnade nicht verdienen“ und „Ich muss keine Leistung erbringen“ sind seine Kernaussagen. Referent Bernd Edrich ging mit den Frauen verschiedene Textabschnitte der Bibel durch und zeigte dabei ein völlig anderes Bild als das, den der Satz „Die Frau schweige in der Kirche“ annehmen lässt. Paulus gründete auf seinen Missionsreisen viele kleine Gemeinden, in denen er Frauen als Leiterinnen einsetzte. Eine Tatsache, die oft in der Männer dominierenden Kirche verschwiegen wurde. Erst ein Blick auf verschiedene Bibelübersetzungen zeigt manchmal den Kern auf. Während Phöbe in einer Übersetzung „Dienerin der Gemeinde“, in einer anderen „Gemeindepflegerin“ genannt wird, nennt eine dritte Übersetzung mit „Gemeindeleiterin“ die eigentliche Aufgabe. Wer die Paulusbriefe genau anschaut, wird feststellen, dass immer wieder Frauennamen in Leitungspositionen auftauchen. Bernd Edrich machte aber auch deutlich, dass einige Aussagen und Vorschriften ganz einfach zeitbedingt gesehen und erklärt werden können. Auch bei der Übersetzung der Schriften prägte die patriarchalische Sicht die Texte. Exegeten sind sich sicher, dass die Aussage von der „Frau, die in der Kirche zu schweigen habe“ ein nicht von Paulus stammender Satz sei, der erst später eingeschoben wurde. Auch der in der Bibel erwähnte Junias sei eigentlich eine Frau namens Junia gewesen. Paulus selbst trat allerdings stets dafür ein, dass alle Menschen vor Gott gleich sind, egal ob Juden oder Griechen, Freie oder Sklaven, Männer oder Frauen. Und obwohl Frauen seiner Zeit viel abhängiger von ihren Männern waren, brachte er die Frauen auf Augenhöhe mit den Männern, wie auch Jesus es getan hatte. Die Vorsitzende des Zeiler katholischen Frauenbundes Ulrike Steigner bedankte sich beim Referenten für den sehr gut gelungenen Tag, bei dem die Frauen einen völlig neuen Blick auf Paulus gewinnen konnten. Eine Wort-Gottes-Feier in der Wallfahrtskirche am Zeiler Käppele, bei der die Gedanken des Tages mit einflossen, bildete den Abschluss des Bildungs- und Einkehrtages mit Bernd Edrich.

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