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Liebe Schwestern und Brüder unserer Pfarreiengemeinschaft!

Der Schriftsteller Josef Reding hat folgende geistreiche Bemerkung geschrieben: „Das schwerste Wort heißt nicht Popocatépetl wie der Berg in Mexiko und nicht Chichicastenango wie der Ort in Guatemala und nicht Ouagadougou wie die Stadt in Afrika.

Das schwerste Wort heißt für viele: „Danke“.

Ja, Dankbarkeit ist keine Selbstverständlichkeit.

Die ersten Worte, die ein Kind spricht, sind wahrscheinlich „Mama und Papa“. Andere Worte, das ein Kind erst langsam lernen muss, sind: „Danke“ oder auch „Bitte“.

Ein kleines Kind hat einen naturgegebenen Egoismus: „Erst ich, dann ich, dann vielleicht jemand anders“.

Da ist so und vielleicht hat es die Natur so eingerichtet, denn sonst würde der Erdenwinzling womöglich von den Erwachsenen übersehen werden und verkümmern.

Aufgabe einer Erziehung ist es, das Kind langsam vom Egoismus zum Altruismus, zur Nächstenliebe, zu führen.

Es ist wohl für uns eine lebenslange Aufgabe, vom Egoismus, also vom ich zum du, zur Nächstenliebe zu kommen.

Und manche Erwachsene wachsen da nie aus den Kinderschuhen heraus, auch Politiker nicht. Ein Blick an die politische Spitze der USA macht das deutlich.

 Wenn wir in einer stillen Stunde einmal auf unser Leben zurückschauen, dann werden wir sicher spüren , dass wir eigentlich mehr Gründe haben, dankbar zu sein, als dass wir um etwas bitten müssten.

In seinem Testament hat ein Mitbruder einmal geschrieben: „Gott ist der Geber aller guten Gaben. Wir haben nichts, was wir nicht empfangen haben“.

„Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens“, sagt ein Sprichwort.

Dankbar sein kommt aus unserem Inneren. Danken hat mit denken zu tun.

Undankbare Menschen sind oft gedankenlos und rücksichtslos.

 „Dankbarkeit die Mutter aller Tugenden“, sagt der römische Schriftsteller Cicero. Wer denkt, bzw. wer denken kann, spürt, dass er tausend Gründe zur Dankbarkeit hat. Und wahre und tiefe Lebensfreude kommt letztlich nicht aus glücklichen Momenten, sondern aus der Dankbarkeit.

Dankbarkeit ist ein Lebenselixier.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass unser Hormonsys­tem positiv auf die Haltung der Dankbarkeit reagiert.

Eine Frau hat mir erzählt, dass für sie die Dankbarkeit wie ein Anker ist, der ihr hilft, über schlechte Zeiten hinwegzukommen. Positives Denken und Dankbarkeit verändern unser Leben.

Ich kann mich noch gut an die Schulstunden in der dritten Klasse erinnern, als wir über das Thema Erntedank sprachen. „Wie viele Personen haben für uns gearbeitet, damit die Mama das Frühstück auf den Tisch stellen konnte?“ Da mussten der Bäcker, der Bauer, der Händler und viele andere genannt werden.

Und die Kinder spürten, wem sie all das verdankten. Und ich denke, es kam Dankbarkeit auf.

Damit Dankbarkeit wächst, müssen wir unseren Blick für das Leben und den Nächsten öffnen: Kein Mensch kann alles und hat alles. „Jeder ist für den anderen geboren“, sagt ein afrikanisches Sprichwort.

Wenn ich all die Dinge aufzähle, die ich für Geld nicht kaufen kann, dann bin ich in Wahrheit reich: z.B.: Gesundheit, An­genommensein und Wohlwollen, Hingabe und Eifer, Ausdauer und Fleiß, Gelassenheit und Geduld.

Wenn wir jeden Tag in unser Tagebuch das Gute aufschreiben, das wir erlebt ha­ben, haben wir immer Grund zum Danken. Dann wird die Geschichte unseres Lebens eine Sammlung schöner Erlebnisse, Eindrücke und Freundschaften sein.

Und wenn es einmal im Leben kriselt und Undankbarkeit aufkommt, dann denken wir daran: die besten Ärzte der Welt sind Frau Dr. Ruhe, die Herren Dr. Humor und Dr. Fröhlich und Frau Dr. Musica.

Aber der Arzt aller Ärzte ist Gott selbst.

Er ist der Geber alles Guten.

Der Benediktinermönch David Steidl-Rast sagt einmal: „Wäre das Wort „Danke“, das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen“. Dankbarkeit ist ein Lebenselixier, lässt Traurigkeit überwinden und bringt Sonne und Wärme in unser Gemüt.

Ich schlage Ihnen vor, sich Zeit zu nehmen, hinzusetzen und im Rhythmus des Atmen das Wort „Danke“ zu sagen.

Sie werden spüren, wie bald ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit Ihr Inneres erfüllt.

Ihr Reiner Fries, Pfr.i.R

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