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PG Am Weinstock Jesu – Pfarrer Erhart predigt über Rücksicht und Bodenhaftung

Für die Organisatoren des Motorradgottesdienstes steht fest: Der Gottesdienst und das Rahmenprogramm waren ein „voller Erfolg“, der im nächsten Jahr wiederholt werden soll. Die Besucher konnten sich bei der großen Biker-Familie wohl fühlen.

Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich ca. 150 Biker zum Motorradgottesdienst im Caritasgarten in Zeil ein, den auch viele Gläubige „ohne Bike“ besuchten. Pfr. Michael Erhart überraschte sie, als er motorradfahrend mit seinen Ministranten „einzog“. In seiner Predigt nahm er Bezug auf das Emmausevangelium. Manchmal fährt man durchs Leben, ohne Gott zu bemerken und zu erkennen. Doch es gibt immer wieder Gelegenheit, bei denen wir Gott spüren können. Die Biker haben auf dem Motorrad in der Regel nur Bodenkontakt in der Größe von zwei Spielkarten. Natur und Freiheit erlebt der Biker auf dem Motorrad sehr intensiv. Aber auch kleine Fahrfehler wirken sich oft stärker aus. So spannt Pfr. Erhart den Bogen zum Motto des Gottesdienstes „Mit Rücksicht voraus! – Verzock Dich nicht“.

Die Kirchenband Cyriakus aus Staffelbach trug mit ihren Liedern zu einer freudigen, beschwingten Stimmung bei.

Nach dem Gottesdienst zog Pfr. Erhart durch die aufgereihten Motorräder im benachbarten Schulhof und segnete die Biker und ihre Bikes.

Die Gelegenheit mit einander ins Gespräch zu kommen, wurde von zahlreichen Gästen gerne genutzt.

 

Der Text der Predigt:

Liebe Motorradfreunde, ihr kennt schätzungsweise Form und Größe eurer Rückspiegel. Ob rund oder eckig, klein oder doch praktisch, der Blick nach hinten ist etwas wichtiges beim Fahren. Zumindest, wenn man irgendwo abbiegt. Rücksicht, so ein abgegriffenes Wort. Ständig sollen wir Rücksicht nehmen. Das war schon in der Schule so, das ist heut nicht anders. Immer auf die anderen schauen, aber wo bleibe ich?

Nun, Rücksicht ist für uns Biker nicht weniger als lebensnotwendig. Wir sind ganz klar dem Autofahrer unterlegen, was die Stabilität der Karosse und deren Sicherheitsstandard angeht. Passen wir nicht auf, gehen wir schnell drauf, könnte man ganz platt sagen.

Es kann wohl kaum einer verstehen, der nicht selbst Biker ist, was der Reiz des Fahrens ausmacht. Den Fahrtwind sich um die Nase blasen zu lassen, die wunderbare Landschaft einfach hautnah erleben, das ist grandios und macht einfach dankbar. Dafür nimmt man das gewiss größere Risiko des Fahrens gern in Kauf. Aber es fordert uns auch heraus: wir tragen Verantwortung, Verantwortung für unser Leben, Verantwortung für das Leben anderer. So ne Maschine beschleunigt nun mal sehr gut und kommt schneller voran als manch anderer Verkehrsteilnehmer es sehen kann.

Mit Rücksicht voraus, verzock dich nicht, haben wir unseren GD überschrieben. Vielleicht hat manch einer gestaunt, was Motorradfahren mit Zocken zu tun hat. Ich hab einmal ein paar Spielkarten mitgebracht. Was könnten die mit einem Motorrad zu tun haben? Es ist ungefähr die Größe der Fläche, die von einem Reifen auf der Straße aufliegt. Mehr nicht. Wir fahren also auf ungefähr 2 Spielkarten durch unser Leben. Das ist nicht viel. Umso wichtiger ist es, dass wir da einfach aufpassen, uns der Verantwortung für unser eigenes Leben und das der anderen Verkehrsteilnehmer bewusst sind, damit wir eben nicht uns der Dummheit hingeben, im Geschwindigkeitsrausch oder ähnlichem uns zu derrennen.

Ich hab heut ganz bewusst das Evangelium gewählt, wo Jesus mit seinen Jüngern durch die Öde nach Emmaus geht. Vielleicht geht es uns manchmal ähnlich. Der Alltag ist normal, nix besonderes los, wir sind mit unseren Gedanken ganz woanders und nehmen gar nicht wahr, was an genialem grad direkt bei uns passiert. Dieses Evangelium gilt auch uns. Auch bei uns ist Jesus dabei, ist uns ganz nah. Das können wir erleben, wenn wir die Schöpfung, durch die wir fahren, mit offenen Augen wahrnehmen, die kleinen und großen Schönheiten am Wegesrand. Das können wir spüren, wenn wir die Gemeinschaft der Biker wahrnehmen, angefangen vom gegenseitigen Gruß bis zu echter Hilfsbereitschaft, wenn einer mal am Straßenrand liegengeblieben ist. Gott ist mit uns auf unseren Wegen, auf der Maschine, aber auch sonst. Wir brauchen halt auch mal so einen Anstupser wie die zwei damals.

Ich wünsche uns allen, dass wir mit Gottes Beistand gut durch diese Saison kommen, im Wissen darum, dass wir nicht viel haben, was Motorrad und Straße verbindet. 2 Spielkarten – darum: verzock dich nicht!

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