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PG Am Weinstock Jesu – Maria hat sich verduftet

Beim Festgottesdienst zum Hochfest Maria Himmelfahrt versammelten sich die Besucher in diesem Jahr in der Wallfahrtskapelle. Auch wenn die Verantwortlichen bereits alles für einen Gottesdienst im Freien gerichtet hatten, machte der einsetzende Regen dem Vorhaben am Freialtar zu feiern einen Strich durch die Rechnung. So saß man eng an eng in der Kirche, die an diesem Tag doppelt so groß hätte sein können. Auch vor der Kirche hatten rund 60 Leute Platz genommen, weil Punkt 10 Uhr der Regen aufhörte. Beim Gottesdienst, der musikalisch von der Zeiler Stadtkapelle mitgestaltet wurde, segnete Pfarrer Michael Erhart die mitgebrachten Kräuterbüschel. Einen besonderen Dank richtete er dabei an die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins, die wieder körbeweise Kräuterbüschel gebunden und mitgebracht hatten. Nach dem Gottesdienst wurden die Büschel gegen eine Spende für einen guten Zweck abgegeben. In der Predigt griff Pfarrer Michael Erhart den Duft der Blumen auf, welcher der Überlieferung nach aus dem Grab Mariens strömte. Er schaute zunächst auf die Entstehung von Parfumdüften im Gerberdorf Grasse. Hier entstanden aus Blüten Düfte, die den unvorstellbaren Gestank von Lamm- und Ziegenhäuten in einer Brühe aus Urin, Tiergalle, Eichenrinden und sonstigen unappetitlichen Chemikalien überdecken sollten. Düfte anstatt unliebsamer Gerüche, Wohlgeruch anstelle von Gestank, danach sehnt sich der Mensch. Die Sehnsucht nach Düften ist groß. Mit den Düften wird die Erfüllung der Sehnsucht nach Sinnlichkeit, nach heiterer, unbeschwerter Sorglosigkeit, nach Eleganz, nach romantischen Stunden und Zärtlichkeit verheißen, so der Seelsorger. Auf diesem Hintergrund unserer Sehnsucht nach Düften und Wohlgerüchen, so Pfr. Michael Erhart, geht mir die alte Legende zum heutigen Festtag Mariä Himmelfahrt in ihrer Bedeutung neu auf. „Maria hat sich verduftet - die schönste Blume auf dem Feld - Ein ausdrucksstarkes Bild“. Der Prediger schob nach: Das heißt nicht: Maria hat sich verduftet im Sinn von „davongeschlichen“. Ihr Leben ist nicht einfach verflogen, so als ob nichts gewesen wäre. Nein! In diesem Bild steckt die Überzeugung: Das Leben ist mehr als leben, leiden, sterben, vermodern und vergessen werden. Ein Mensch der sich im Leben redlich bemüht, Beziehungen zu gestalten, der hinterlässt wohltuenden Geruch. Eines ist auch klar, wir können nur ein wohlriechender Duft für andere sein, wenn wir den Lebensduft selbst riechen können. Diesen „Duft“ fasste er abwechselnd mit Andreas Hofer in Worte um: In guten Gesprächen - In bereichernden Beziehungen - Im herzhaften Lachen - In der Schönheit der Natur und der Menschen - In zauberhafter Musik - Im Auskosten von Gefühlen - In anregenden Gedanken - Im Wohlwollen, das mir geschenkt wird - Im Erfolg meiner Bemühungen - In überraschenden Erlebnissen - Durch ein ehrlich ausgesprochenes Lob - Durch entgegengebrachtes Vertrauen - Durch gezeigte Anerkennung - Durch eine Hoffnung, die trägt. Er schloss die Predigt mit den Worten: Welch ein himmlisches Geschenk, den Duft des Lebens selbst riechen zu können und für andere ein Wohlgeruch sein zu dürfen. Dies bringen heute vielerorts Menschen in katholischen Gegenden am Fest Mariä Himmelfahrt zum Ausdruck, wenn sie wohlriechende Kräuterbüschel zur Segnung in die Kirche bringen. Und auch wir können – dufte sein. 

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