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PG Am Weinstock Jesu – 2. Kirchenkino in Zeil

Zum zweiten Mal fand am Sonntag im Zeiler Capitol-Theater das Kirchenkino, eine Initiative der Pfarreingemeinschaft „Am Weinstock Jesu“, statt. Unter dem Titel „Count-down am Xingu II“ gewannen die etwa 40 Besucher einen Eindruck von immenser Umweltzerstörung und Unterdrückung durch das Mammut-Projekt „Belo Monte“: Im brasilianischen Amazonasgebiet wird der Fluß Xingu zum drittgrößten Wasserkraftwerk der Welt aufgestaut. Der Film zeigte mit behrührenden Bildern, wie 40 000 Einheimische von ihrem Grund und Boden vertrieben werden. Die Lebensgrundlagen der Flußbewohner, die traditionell vom Fischfang und von der Landwirtschaft leben, werden durch das Kraftwerk und die zugehörigen Staustufen zerstört. Riesige Schneisen wurden bereits für die Infrastruktur in den Urwald geschlagen, obwohl noch ein Dutzend Prozesse anhängig sind. Bis zum Ende des Baus sollen 200 Hektar Regenwald gerodet sein und rund 500 Quadratkilometer Ackerland werden überflutet, um u.a. internationale Aluminiumkonzerne mit billigem Strom zu versorgen. Betroffen machte die Zuschauer, dass die Brasilianische Regierung über die Köpfe der Menschen entscheidet.

Ein prominenter Gegner innerhalb der Kirche vor Ort ist der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler. In einer Videobotschaft, die vor kurzem bei einem Vortrag in Münsterschwarzach aufgenommen und als Vorfilm im Zeiler Kino gezeigt wurde, wendet sich der Kirchenmann, der seit 1965 mit den Menschen in Brasilien lebt, entschieden gegen den Bau des Kraftwerks und fordert die Zuschauer zur Solidarität mit den Unterdrückten in Brasilien auf. Der streitbare Bischof wirft der brasilianischen Regierung Lüge, Verrat und Verfassungsbruch vor. Und sucht Hilfe auch in Europa: Menschenrechtler und Kirchengemeinden sollen die europäischen Firmen unter Druck setzen, die aus Belo Monte Gewinn ziehen, darunter auch Siemens, Voith Hydro, Daimler und Münchner Rück.

Im krassen Gegensatz zum Film stand der vorgelesene Psalm 104, in dem Gott den Menschen auffordert, den „Garten Eden zu bebauen und zu bewahren“. Dies bedeute, so die Initiatoren des Kirchenkinos, so sorgsam mit der Schöpfung umzugehen, dass nachfolgende Generationen sie weiter nutzen können. Frei nach Martin Luther King formulierten sie ihre Träume von solch einer Welt und forderten die Anwesenden auf, aktiv zu werden und mitzutun. So konnten sich die Zuschauer nach dem Film in ausliegende Unterschriftenlisten an die brasilianische Präsidentin eintragen oder Briefe an beteiligte Firmen verschicken. Außerdem durften sie sich im Foyer aufgehängte Aktionskarten mit Umwelttipps mitnehmen.

Der angebotene brasilianische Mangoeintopf fand großen Zuspruch und viele nutzten die Gelegenheit, beim Essen miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über die Eindrücke des Films auszutauschen. „Die Kirche muss Stellung beziehen“, forderte eine Teilnehmerin und sah den Weltjugendtag 2013 mit Papstbesuch als gute Möglichkeit dazu.

Mehr zum Protest gegen den Bau von Belo Monte findet sich im Internet unter „www.gegenstroemung.org“. Dort kann man auch eine online-Petition unterschreiben. Eine gekürzte Fassung der 61-minütigen Dokumentation „Count-down am Xingu II“ ist abrufbar unter „www.neuewut.de“

 

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